Neues Verkehrskonzept beseitigt Nadelöhr und bringt Beruhigung
Nach 25 Jahren Stillstand kommt endlich Bewegung in die Verkehrsfrage. Eine Ost-West Achse, die mit etwas Weitblick den Durchzugsverkehr unterirdisch durch ganz Groß Gerungs leiten könnte.
Die Umfahrungsidee ist wohl der wildeste Auswuchs einer Verkehrsdebatte, die niemals so richtig stattgefunden hat. Darüber hinaus wäre so ein Monsterbau, der für sich alleine um die 100 Millionen Euro verschlingen würde, zwar von Vorteil für Frächter aus Oberösterreich und Tschechien, die sich die teure Autobahn-Maut sparen wollen, in Groß Gerungs selbst blieben jedoch sämtliche Problemstellen bestehen. Am Ende führt sie nur zu mehr Transitverkehr durch die angrenzenden Dörfer, den Gemeindebürgern bringt sie aber herzlich wenig.
Mehrere Engstellen im Stadtkern behindern derzeit das Fortkommen für Auto und LKW, und noch viel wichtiger, die baulichen Gegebenheiten verhindern eine adäquate Ausführung von Gehsteigen und Schutzwegen - besonders gefährlich für Schulkinder und Senioren.
Die größte Chance für eine zukunftsweisende Lösung der Verkehrsproblematik in Groß Gerungs bietet derzeit das noch unbebaute Areal des Unter- nehmer-Ehepaars Weingartner. Diese haben dort mit viel Weitblick über zwei Jahrzehnte Objekte gekauft, um hier ein neues wirtschaftliches Zentrum zu erschaffen … und Parkplätze.
Zweitgrößter Grundeigentümer am Platz ist die Gemeinde selbst, deren Gründe das Areal entlang des Gerungsbachs durchschneiden. Und das gilt auch für den Rest der Stadt. Von Hein- reichs bis zum anderen Ortsende stehen alle Gründe entlang des Gerungsbachs in Gemeindeeigentum und sind demzufolge praktisch unbebaut.
Es präsentiert sich also eine Ost-West Achse, die mit etwas Weitblick, in mehreren Etappen ausgebaut, den Durch- zugsverkehr unterirdisch durch ganz Groß Gerungs leiten könnte. Ganz ohne Lärm, ohne Hindernisse, ohne dafür denkmalgeschützte Häuser abreißen zu müssen oder Thail und die Hopfen- leiten mit einer lärmenden Umfahrung „beglücken“ zu müssen, auf der dann die Frächter mit Vollgas an den Siedlungen vorbeirauschen.
In einem ersten Umsetzungsschritt würde der Durchzugsverkehr an der Weitraer-Kreuzung Richtung Weingartner Areal abzweigen, den Platz entlang des Gerungsbachs kreuzen und über eine Verlängerung der Schulgasse entlang des Bachs aus der Stadt geführt. Alternative Querungsrouten z. B. im Einbahnverkehr über Schulgasse und Johann-Ortlieb-Gasse sind ebenfalls denkbar.
Der Hauptplatz würde damit komplett umfahren und könnte zukünftig als Begegnungszone ausgeführt werden - mit Einbahnregelung. Die drei Engstellen - Hirsch, Post, Apotheke - wären ohne zusätzlichen baulichen Aufwand sofort entschärft.
Ein bisschen ambitionierter wäre es, am Weingartner-Platz eine zweigeschoßige Tiefgarage zu errichten und gleichzeitig den Verkehr unterirdisch durch das Areal zu leiten.
Möchte man das Areal langfristig wirtschaftlich entwickeln, sollte man schon heute damit beginnen, betreffend Parkraumversorgung vorauszuplanen. Parkgarage und Unterführung wären jetzt einfach zu machen, die nachträgliche Errichtung dagegen schwierig bzw. teuer bis unmöglich.
Eine zweistöckige Verlagerung der Parkplätze unter die Erde bedeutet außerdem mehr Parkraum auf der selben Fläche. Und gleichzeitig stünde die Oberfläche des Areals für die Gestaltung eines neuen, attraktiven Stadtzentrums, einer Mischung aus Park und freistehenden Geschäftspavillions, zur Verfügung - mit Gastgärten, Sitzgele- genheiten, Brunnen und Spielplatz. Ein Freiluft-Einkaufszentrum, das Jung und Alt zum Verweilen einlädt - ein Platz zum Entspannen fehlt in Groß Gerungs ohnehin.
Im selben Atemzug ließe sich auch die bestehende Hochwassergefahr im Zentrum beseitigen (siehe „Gemeinde verschläft Jahrhundert-Chance“). Die Errichtung einer Tiefgarage stellt heute auch in Zonen mit viel Grundwasser keine technische Herausforderung mehr dar. Die Kosten einer solchen Garage - wohlgemerkt im viel dichter verbauten Wien - schlagen durchschnittlich mit 30.000,- bis 35.000,- EUR pro Stellplatz zu Buche.
Bei 120 Stellplätzen ergäbe das Kosten von 4.2 Mio Euro. Dazu kämen noch die Straßenbaumaßnahmen an den Zubringerstraßen und die Hochwasserverbauung bzw. Umleitung des Gerungsbachs, wo jedoch Land und Bund zuschießen.
Egal welche Schätzung man anlegt, man liegt weit unter den Kosten einer Umfahrung, schafft aber gleichzeitig echte wirtschaftliche Impulse für den Stadtkern und die Region als Ganzes. Sicher ist, dass genau jetzt der Grundstein für die Entwicklung unserer Stadt über die nächsten 100 Jahre gelegt wird. Wer die Chance erkennt, kann Groß Gerungs zu einer weithin bekannten Vorzeigegemeinde machen, wer sie verschläft, verspielt damit auch die Zukunft der Stadt. Unsere Prioritäten liegen jedenfalls in der Zukunft von Groß Gerungs.